Es gibt seltene Momente, in denen mich technologischer Fortschritt überrascht. Einmal war das im Auslandsjahr in Finnland, als mir ein Este zum allerersten Mal einen USB-Stick zeigte. Da lief mir ein leichtes Kribbeln den Rücken hinab und ich dachte: “Wow, es gibt doch noch wirklichen Fortschritt. Die Menschheit entwickelt sich weiter.” Gestern war wieder so ein Moment.
Vor einige Zeit hatte eine Freundin mir auf die Mailbox gesprochen. Leider gab es nach etwa 20 Sekunden einen Verbindungsfehler, ihre Stimme war plötzlich weg, Stille herrschte. Beim Abhören wartete ich fast 10 Minuten – nichts geschah. Ich legte auf, wußte aber, dass sich die Mailbox damit nicht zufrieden geben würde. Gestern hatte ich erneut eine Nachricht darin. Statt mir die neue anhören zu können, musste mir die Mailbox aber logischerweise zunächst die alte unvollendete komplett vorspielen. Ich hatte schon beschlossen, das Handy dann irgendwo in eine Ecke zu legen, es einfach laufen zu lassen, als das Wunderbare geschah. Ich hörte die Stimme der ersten Nachricht, hörte, wie sie abbrach. Stille. Und dann: Eine Computerstimme, die mir verkündete, so als wäre es ganz selbstverständlich, wie ich denn in der Mailbox vor- und zurückspulen könne. Sie tat dies mit einem wissenden “Übrigens” in der Stimme. Ich war hellauf begeistert. Welch technische Innovation! Erst später kam mir der Gedanke, dass jemand möglicherweise meine Mailbox überwacht.