Archiv für den Monat: März 2006

Abkürzungen und Trampelpfade

Eine Abkürzung ist der längste Weg zwischen zwei Punkten. Das gilt auch für zwischenmenschliche Abkürzungen.
Wenn man beispielsweise fühlt, dass der andere nicht normal (wie üblich) mit einem redet. Die Abkürzung ist, genau das zu thematisieren. Der Zielpunkt ist, “wieder normal” miteinander zu reden. Der Weg dahin soll der Satz “Du bist heute so […anders, nicht normal, sauer, unausstehlich, etc…]” sein.
Das funktioniert in den wenigsten Fällen. Es impliziert nämlich: “Du bist gerade falsch, sei mal richtig.” Und richtig oder normal ist in den meisten Fällen nur das, was der andere schon kennt, womit er umgehen kann. Es ist eine Emotionsgarantie statt […]

2006-03-13T12:10:00+01:0013. März, 2006|Allgemein|0 Kommentare

Die Urerwartung

Was macht man mit Erwartungen? Herunterschrauben! Das gelang mir wirklich gut. Ich dachte, meldest du dich halt am Wochenende und schaust, was passiert. Doch ich erreichte niemanden. Nicht am Freitag, nicht am Samstag, nicht am Sonntag. So schwang meine eigentliche Nicht-Erwartung langsam um, in die banale Erwartung, sie überhaupt zu erreichen. Wahrscheinlich ist das aber ein Test. Selbst die Urerwartung soll zerstört werden, nämlich das was vor allen Erwartungen an jemanden liegt: Der Kontakt.

2006-03-12T11:10:00+01:0012. März, 2006|Allgemein|0 Kommentare

Orale Kotstau-Therapie

Man geht nichtsahnend durch die Universität. Es ist voll, ein Kongress findet statt. Aus Interesse geht man noch eine kleine Runde an den Kongressständen und bleibt schockiert stehen. Ein großer Aufsteller steht dort: Oben ein kleines Kind, daneben ein Delfin, dazu die Zeile “Mein Delfin hat mir geholfen.” Dann “Movicol Junior” und die alles entscheidende Zeile: “Zur oralen Kotstau-Therapie bei Kindern ab 5 Jahren.” Orale Kotstau-Therapie? Wie weit entfernt muss dieser Kongress von der alltäglichen Wirklichkeit stattfinden.

2006-03-11T16:56:00+01:0011. März, 2006|Allgemein|0 Kommentare

Menschliche Vorhersehbarkeit

Ich hasse Menschen, die im Nachhinein über Filme sagen: “Das war so vorhersehbar.” Zum einen ist das nicht mehr überprüfbar. Es liegt der Schluss nahe, dass sie erst im Nachgang der filmischen Entwicklung auf ihre eigenen früheren Erwartungen zurückschließen und sich erstaunlicherweise bestätigt fühlen. Zum anderen wollen diese Menschen ganz offensichtlich nur ihre Genialität, ihre Überlegenheit unter Beweis stellen und sich über den gerade gesehenen Film stellen. Das kann eine intellektuelle Reflexhandlung sein, um das eigene unkritische Filmschauen, das In-den-Film-hineingezogen-Werden zu kompensieren und die realen Verhältnisse wieder zu ordnen: Die filmische steht unter meiner intellektuellen Wirklichkeit. Oder es ist eben […]

2006-03-11T11:21:00+01:0011. März, 2006|Allgemein|0 Kommentare

Kino für den DaZ

Es ist traurig, in welcher Zeit wir leben – wenn Kinofilme das spiegeln, was wir sind. Es gab vor 38 Jahren einen wunderbaren Film: The Thomas Crown Affair (dt.: Thomas Crown ist nicht zu fassen) mit Steve McQueen und Faye Dunaway. Von diesem Film gab es vor 6 Jahren ein Remake mit Pierce Brosnan und Rene Russo (!).
Allein an den Unterschieden zwischen beiden Filmen kann man die Veränderung der Zeit ablesen. Das Offensichtlichste: Heutzutage muss alles erklärt werden, jede noch so kleine Andeutung von damals muss heute ans Licht gezerrt werden, muss auch dem dümmsten anzunehmenden Zuschauer verständlich gemacht werden. […]

2006-03-10T23:29:00+01:0010. März, 2006|Allgemein|0 Kommentare

Soziale Trägheit?

Möglicherweise gibt es bei Freundschaften auch so etwas wie soziale Trägheit. Eine Trägheit, die verhindert, dass man auch dann, wenn etwas eigentlich untragbares passiert, die Freundschaft nicht beendet. Ein Beispiel, das mir gerade eine Freundin erzählte:
Sie und ein paar Freunde wollen sich einen schönen Abend machen, hatten das auch schon lange geplant. Plötzlich kommt ein Anruf von der Freundin ihres Mitbewohners, der gerade Diplom-Arbeit schreibt: Völlig verheult gesteht sie, dass sie es nicht mehr schafft, dessen Diplomarbeit zu korrigieren. Und er müsse doch am nächsten Tag abgeben. Auftritt Mitbewohner selbst. Völlig verzweifelt steht er im Flur und weiß nicht, wie […]

2006-03-09T11:15:00+01:009. März, 2006|Allgemein|0 Kommentare
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