Es ist traurig, in welcher Zeit wir leben – wenn Kinofilme das spiegeln, was wir sind. Es gab vor 38 Jahren einen wunderbaren Film: The Thomas Crown Affair (dt.: Thomas Crown ist nicht zu fassen) mit Steve McQueen und Faye Dunaway. Von diesem Film gab es vor 6 Jahren ein Remake mit Pierce Brosnan und Rene Russo (!).
Allein an den Unterschieden zwischen beiden Filmen kann man die Veränderung der Zeit ablesen. Das Offensichtlichste: Heutzutage muss alles erklärt werden, jede noch so kleine Andeutung von damals muss heute ans Licht gezerrt werden, muss auch dem dümmsten anzunehmenden Zuschauer verständlich gemacht werden. Im alten Film blieb einfach einiges ungeklärt und mysteriös. Es wurde weniger gesprochen, dafür mehr gesagt: Jede Geste besaß einen Ausdruck, bedeutete etwas. Diese Offensichtlichkeit gilt auch für den Sex. Gab es früher Erotik und Ästethik, so gab es heute wildes sichtbares Rumgeficke. Ich habe selten eine so erotische (und zugleich selbstironische) Szene wie die Schachszene im alten Film gesehen.
Und ich habe selten einen so starken Satz in einem Film gehört, einen Satz, der so unendlich gepasst hat, der den Film so gut beschreibt, den Stil, die Atmosphäre: “Das wird mein Begräbnis – du bist nur Leidtragende.” Man versteht ihn nur, wenn man das Kammerspiel der beiden bis dahin verfolgt hat.
Und natürlich konnte sich der geniale alte Film ein “Sad” End leisten. Im heutigen Hollywood, bei all den Testpublika, geht das nicht mehr. Nach dem eigentlichen Ende musste solange weitergespielt werden, bis das Happy endlich doch noch kam. Und man merkt es dem Film so an, dass er nur noch darauf wartet, endlich in Glückseligkeit, in seinen Armen aufgelöst zu werden. So endlos banal. Was hatte der alte Film für ein wundervolles Ende: Mutig, vielschichtig und schön.
Was ist bloß mit dem Kino passiert? Hat sich das Publikum so geändert, ist es dümmer geworden? Wurden von damals nur die guten Filme überliefert und der Schund verschwand glücklicherweise? An diese schreckliche Neuverfilmung wird sich glücklicherweise niemand mehr erinnern: Kein Stil, keine Spannung, kein Knistern. Nur Popcorn und große Emotionen. Der Film tat wirklich weh. Besonders in Erinnerung an das Original.
Die letzte Bitte an alle: Schaut euch die echte “Thomas Crown Affair” an. Ein echtes Erlebnis.