Allgemein

Der Garten des Selbst

Ich habe mich oft gefragt, warum ich bestimmte, merkwürdige Dinge tue. Ich habe mich immer unter den Generalverdacht gestellt, sie nur zu tun, weil ich dadurch besonders oder außergewöhnlich erscheinen wollte, weil sie mir in Abgrenzung zu Anderen, das Gefühl der Eigenheit geben. Gerade der Blick der Anderen, ihre normalen Augen spiegelten meine Besonderheit wunderbar. Ob diese Skurrilitäten nun echt oder nur gespielt waren, konnte ich nie beurteilen.
Gerade habe ich einen Film gesehen, der mich vom Verdacht der Schauspielerei entlastete. „Der Garten“ von Martin Sulik war ein großartiges Plädoyer für die Eigenheit, für die Individualität. Und alles Handeln war […]

2006-05-03T21:41:00+02:003. Mai, 2006|Allgemein|0 Kommentare

Der Aufmerksamkeitsmagnet

Nebenbei bemerkt: Wenn man alleine in der Öffentlichkeit ist, auf irgendeinem Platz sitzt, in einem Cafe oder einer Bar wartet, dann spiegelt die Handyrausholdauer (hrd), die grundsätzliche Fähigkeit dieses Menschens wider, alleinsein zu können. Bei manchen ist es allerdings schon zu einem Automatismus geworden, beim leisesten Anklang einer Einsamkeit, dieses Gefühl mit dem Handy übertönen zu wollen. Das Handy ist die Garantie potentieller Gesprächspartner: Es beweist, dass man jederzeit auch nicht mehr alleine sein könnte, dass man eigentlich sprechenswert ist und nur einen unschönen einsamen Moment überbrücken muss.
Dramatisch könnte man jetzt schlussfolgern, dass das Handy […]

2006-05-03T09:34:00+02:003. Mai, 2006|Allgemein|1 Kommentar

Über Wissens- und Geschichtentypen

Ich habe die unsägliche Angewohnheit, dass ich immer wieder versuche, Menschen in Schemata zu pressen, sie als Schemen verstehen zu wollen. Das bringt keinen Erkenntnisgewinn, schult aber die Wahrnehmung von Kleinigkeiten. An anderer Stelle habe ich bereits betont, dass selbst niesen und applaudieren den Schlüssel zur Person in sich bergen.
Lange Zeit habe ich die folgende Unterscheidung zu perfektionieren versucht: In Gesprächen gibt es den Wissenstypen, den Geschichtentypen und einen unbestimmten, noch nicht identifizierten dritten oder vierten Typen. Die ersten beiden Typen sind sehr klar antreffbar.
Der Wissenstyp findet im Gespräch Anschluss, indem er die Fakten, die er insbesondere in Wissensmagazinen […]

2006-05-03T00:17:00+02:003. Mai, 2006|Allgemein|1 Kommentar

Warum ich nicht mehr nach Hause fahre

Bei meinen Eltern passierte am Wochenende folgendes: Sie saßen im Wohnzimmer herum, ohne etwas Böses zu ahnen (das ist wichtig), als es plötzlich einen lauten Knall gab. Erschrocken und verwirrt liefen sie im Haus umher und suchten nach der Ursache. Im Bad wurden sie fündig: Ein Flügel der Duschtür war in tausend Stücke zersprungen, die Scharniere waren unversehrt, nur die Splitter waren im ganzen Bad verteilt. Entweder hatte die Tür Selbstmord begangen (Stichwort: Weltschmerz) oder es waren höhere Mächte im Spiel (Stichwort: Geisterhygiene). Meine Eltern fahren jetzt erstmal in den Urlaub.

2006-05-03T00:07:00+02:003. Mai, 2006|Allgemein|2 Kommentare

Fremde Welten

An dieser Stelle muss ich alle bitten, die ein schwaches Gemüt haben, mit lesen aufzuhören. Ehrlich, es ist besser. Ich war Zivi im Krankenhaus, ich habe viel Ekliges und Schreckliches gesehen und gehört. Es ist nicht einfach meine Ekelgrenze zu überschreiten. Das folgende aber schaffte es mühelos.
Ein mythisches Rezept gegen postnatale Depression ist es, ein Stück der Placenta, der Nachgeburt, zu essen. Man kann sie auch trocknen und dann als Pulver über das Essen streuen. Wie sie angerichtet wird, weiß ich nicht. Sie wird wahrscheinlich roh gegessen und ist wohl sehr nahrhaft.
Aber wahrscheinlich sind – für Männer – viele Geschichten, […]

2006-04-30T11:54:00+02:0030. April, 2006|Allgemein|0 Kommentare

Die Illusion des Originalgenies

Vor einiger Zeit beschwerte ich mich hier, dass manche Menschen versuchen – in meinen Augen – Ideen herabzusetzen, indem sie sagen “Gab’s schon”, sie dann einordnen und zerpflücken. Für mich war das eine Herabsetzung meiner Originalität, an Quellen zu erinnern, die ich nie gelesen hatte und die doch ähnliches gedacht und gefühlt hatten. Heute fand ich heraus, dass diese Vorstellung des authentischen Selbsts, das alles aus sich selbst heraus entwickelt, die Vorstellung des Originalgenies, gerade einmal 200 Jahre alt ist. Sie entstand in Abgrenzung zur Vorstellung und Entwicklung einer emporgehobenen deutschen “Klassik”.
Im Gegensatz dazu hätten sich die Autoren früher gefreut, […]

2006-04-28T12:49:00+02:0028. April, 2006|Allgemein|0 Kommentare
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