Aus aktuellem Anlass stelle ich zwei Neubau-Blogs vor: Urbandesire und Beetlebum.
Auf der Rückkehr aus dem Blog-Ghetto rätselten wir Innenstadtkinder, was – außer Behäbigkeit – Menschen dazu veranlassen könnte, freiwillig in diesen Neubauten zu hausen.
Früher war es möglicherweise die Gemeinschaft (jeder hörte und bespitzelte somit jeden) und die Austattung dieser Bauten (Warmwasser, Fernheizung). Heute ist es möglicherweise der Preis, obwohl der sich auch nur noch marginal vom Innenstadtpreis unterscheidet.
Letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass es nur der Blick vom Balkon sein könne, der Menschen in Lobeda hält. Der Blick hinab. Die Möglichkeit jederzeit Selbstmord begehen zu können. Manchmal stehe ich in meinem Zimmer traurig am Fenster. Manchmal bin ich auch schon gesprungen. Die meiste Zeit aber weine ich und blicke mißmutig auf den Turm – dort zu wohnen, welch ein Traum!
Ich wohne nur Parterre. Parterre. Ich kann mir maximal den Fuß verstauchen. Wenn ich Glück hätte, würde ich schlecht fallen und auf die Straße purzeln und von einem der selten vorbeifahrenden LKWs überfahren werden. Aber die sehen mich ja immer schon, wenn ich auf dem Fensterbrett stehe und bremsen ab. Weicheier! Einmal hatte ich mich auch versteckt und war ganz schnell hinter der Heizung hervor über das Fensterbrett gesprungen – da war der LKW aber schon abgebogen.
Aber neulich stand ich auf dem Balkon eines Neubaus! Im neunten Stock. Welch ein Gefühl. Es durchwehte mich eine Ahnung der Schönheit Lobedas. Daher: Ein Prosit auf die glücklichen Neubaublogger!