In letzter Zeit höre ich immer öfter, mein Blog sei ein intellektueller Blog, was für mich wie eine Verurteilung klingt und was vielleicht auch die seltenen Antworten erklärt.
In einem Gespräch mit einem Freund erklärte er mir, dass er seine Gefühle am besten und am unmittelbarsten durch Musik ausdrücken könne. Wenn eine nahestehende Person ihn frage “Wie geht’s dir?”, setze er sich ans Klavier und spiele. Ich war skeptisch (vielleicht auch neidisch), dass ihm seine Gefühle so ja nie bewusst werden würden. Sie quasi kopflos direkt vom Bauch in die Finger fließen würden. Das reizte ihn wahrscheinlich auf die Frage, welche Melodie er mir geben würde, zu antworten: Eine Verkopfte. Damit meinte er nicht so sehr das Gedankenlastige, sondern eher das Komplizierte, Vertrackte. Keine geradlinige Melodieführung und verschiedene Themata gleichzeitig.
Letztenendes stellten wir fest, dass wir verschiedene Ausdrucksebenen haben. Meine ist die schriftliche. Die Gefühle müssen dabei zwangsläufig den Kopffilter passieren, bis ich auf der Tastatur wie auf dem Klavier spielen kann. Das kann poetisch werden, es kann aber auch ungewollt intellektuell und verkopft werden, wenn es im Kopf länger gärt als es im Bauch entstand.
Das stärkste Gefühl der letzten Zeit hatte ich aber ungefiltert. Wir ließen einen Drachen steigen. Als ich ihn das erste Mal an der Hand hatte, merkte ich schon wie Ballast abfiel. Dann rannte ich einfach los, querfeldein, endlos froh, dass meine Verbindung zum Himmel, mein Drache mir folgte und fliegen konnte. Es war zugegebenermaßen ein Billigdrache mit nur einer Schnur und ich verausgabte mich damit ihn zu Wendungen und Pirouetten zu bewegen. Aber es war ein großartiges Gefühl der Freiheit auf dieser riesigen Wiese allein mit dem Drachen über mir. Es war Kindheit.
Eine Freundin bemerkte dazu lakonisch, wie mir später erzählt wurde: “Norbert hat Auslauf.” Und sie hatte recht.