Es gibt so viele Geschichten, die nicht erzählenswert sind, aber doch erlebenswert waren und erinnerungswert sind.
(Warum ist das so? Es ist schon schwer bei emotionalem Aufgewühltsein, seine Gefühle so zu vertonen, dass der andere sie verstehen kann. Meist kann er nur das wirklich verstehen, was er an sich selbst erfahren hat, was in ihm anklingt. Wenn aber die Transponierung bereits in Situationen, in denen die Melodie so offenkundig erklingen kann, kaum gelingt, wie kann sie dann im Alltag, in dem zum einen die Gefühle nicht so eindeutig hörbar sind und zum anderen alles auf Pointen, auf Spannung ausgerichtet ist, gelingen?
Wer nimmt sich (als Erzähler) die Zeit, ein Gefühl, eine Stimmung in all ihren Facetten aufzubauen oder (als Zuhörer) vor sich aufbauen zu lassen, ohne dass ein kurzfristiges Amüsement im Vordergrund stünde?)
Als Liebhaber pointenreicher, kurzweiliger Anekdoten, muss ich doch entgegnen, dass im Gespr?ch ein Kurzfassen und Zuspitzen des Erfahrenen eine Geste der H?flichkeit gegen?ber dem Zuh?rer ist.
Siehst du, wie sehr dir das schon eingeh?mmert wurde, auf eine Pointe hin zu erz?hlen. Gerade dort ist man wohl am privatesten, wo man auch einmal ausschweifig erz?hlen und beschreiben kann. Das hei?t nicht, den anderen zuzusch?tten, sondern der Situation den Raum zu geben, den sie auch ohne glorreiche Pointe im Leben des Einen eingenommen hat.
H?flichkeit ist was f?r einander Fremde.