Die meisten Menschen bauen sich rationale Brücken über ihre emotionalen Abgründe.
Anfangs sind es nur unsichere Seile, die voll Verzweiflung und Hast aus den nächstbesten Gedanken geknüpft wurden. Lediglich der Glaube an das rettende Gefühl auf der anderen Seite spannt sie fester und lässt einen über all diese Abgründe wandeln – voller Nebel, voller Schwärze, voller unbegreiflicher Tiefe.
Aber man wird hinabstürzen, man wird fallen. Und dann wird man die Augen schließen und sich mit aller Kraft auf das Seil denken. Und wenn man Pech oder Glück hat, wird es funktionieren. Dann wird das Seil fester geknüpft sein – aus all den augenschließenden, rettenden Gedanken. Man wird seltener fallen, das Seil wird eine Straße, wird immer breiter, vielleicht ein kleines Dorf über dem Abgrund, mit Häusern voller Alltag, voller Erinnerungen. Die Tiefe wird veröden, wird sich langweilen. Ab und zu schnappt sie noch nach einem, aber man schiebt sie mit einem abwesenden Lächeln fort, wie einen bösen Traum nach dem Aufwachen.