Neben meinen unausgeführten Geschäftsideen habe ich auch noch unausgeführte Kunstideen. Und wenn ich schon kein Gesamtkünstler (Idee+Umsetzung) sein kann, so doch zumindest Ideenkünstler (Idee-Umsetzung). Vielleicht findet sich ja ein begabter Bastler, der meine Ideen umsetzt und mich später in seiner Vernissage als Inspiration erwähnt.
Aber hier nun meine letzten Kunstprojekt-Ideen. Die müssen jetzt auch langsam raus, sonst ist kein Platz für neue Ideen:

Die Genomobile
Inspiriert durch schlecht gemachte Mobile in einer Ausstellung neulich würde ich die Idee des Mobiles weiter ausbauen. Man kombiniert das Mobile, also ein Windspiel, mit einem Genogramm, also einem Stammbaum. So schafft man das Genomobile. Erste Versuche startet man mit dem eigenen Familienstammbaum. Um künstlerischen Erfolg zu haben, baut man riesige Genomobile von bekannten Familiendynastien, z.B. der britischen Königsfamilie. Um ein wenig zu provozieren, baut man natürlich auch die unehelichen gezeugten und die heimlich abgetriebenen Kinder ein. Das wollen die Medien doch, das man auch ein bisschen kritisch als Künstler ist. Daher könnte man dann auch eine Serie mit Firmenbeteiligungen anfangen: Riesige Windspiele, die das Firmengeflecht heutiger Aktien-Unternehmen zeigen. Davon macht man ein paar kritische und ein paar im Unternehmensauftrag, die dann in den Foyers und Lobbies rumhängen und dem Kunden die Weltläufigkeit des Unternehmens beruhigend einflüstern.

Die Artoffel-Serie
Ich schnitze kleine vergängliche Skulpturen aus Kartoffeln: Die Artoffeln. Diese Idee lässt sich sehr weit ausbauen: Man könnte beispielsweise andere Früchte schnitzen, zum Beispiel eine Banane oder einen Apfel. So würde man selbstreflexiv mit der Form der Kartoffel und ihrer Austauschbarkeit als Nahrungsmittel spielen. Man könnte auch Figuren schnitzen, beispielsweise eine Armee aus immer verschiedenen Soldaten, die sogenannte Terrkartoffa-Armee. Die ersten wären längst verfallen, wenn die letzten fertig werden. Man könnte mit Artoffeln ganze Szenarien darbieten, beispielsweise die Schlacht von Verdun oder vielleicht auch aktuellere Szenen, wie den Prozess um Uli Hoeneß. Da man diese Artoffel-Skulpturen nicht sammeln kann, zeigt man auch die Vergänglichkeit des Kunstbetriebs und entlarvt alle Künstler, die längerfristige Werke schaffen (z. B. ein Bild oder einen Roman) als Kommerzschweine. (Auch wenn man natürlich von dem Schnitzen von Artoffeln letzten Endes nicht leben können wird. Aber immerhin hat man sie dann entlarvt!)

2000 Kilometer Verwirrung
Angelehnt an den schönen Diavortrag „2000 Kilometer Freiheit: Zu Fuß über die Alpen von Wien nach Nizza“ plane ich einen eigenen Diavortrag. Ich würde in einem kleinen Dorf in Thüringen anfangen. Ich würde den Leuten immer die gleiche Frage stellen: „Wo geht es hier nach Moskau?“ Dann würde ich direkt ein Foto von ihrem Gesicht machen. Falls sie mir dann die grobe Richtung weisen, würde ich noch ein Foto von der zeigenden Geste machen. Dieses zweite Foto kann später als dramaturgischer Kniff eingesetzt werden (Spannung beim Zuschauer: „Zeigt er’s oder hält er ihn für verrückt?“). Ich denke, alle Geschichten werden sich allein aus diesem überschaubaren Anfangsimpuls für eine Kommunikation ergeben. Falls nicht, könnte man auch noch nachschieben: „Wollen Sie vielleicht mitkommen?“ Besonders die Reise durch Polen und Weißrussland dürfte dann überraschend werden. Der Diavortrag, in dem ich nur die verwirrten Gesichter und die zeigenden Gesten vorführe, hieße dann: „2000 Kilometer Verwirrung: Fragend auf dem Weg nach Moskau“.