Da mir die Essayistik nahe liegt will ich nun versuchen ein paar Gedanken aus einem grandiosen Essay über den Essay nachzuvollziehen.
Der Essay steht zwischen Wissenschaft und Kunst. Das ist simpel. Aber wie unterscheidet er sich von der Kunst selbst, wie von der Literatur. Literatur versucht sich über Darstellung den Dingen zu nähern, versucht durch Handlung (Drama, Roman) oder durch Bilder (Gedicht) zu den bedeutsamen Momenten des Lebens zu gelangen. Sie nähert sich über das Schicksal dem Leben. Zugrunde liegen aber auch bei ihr bestimmte Erfahrungen, die sich eigentlich nicht ausdrücken lassen: Gesten, Worte, Einsichten, Gefühle. Alles, was sich in unserer innersten Seele regt und durch den Hauch eines Ausdrucks wenn nicht zerstört, so doch verändert wird. Erst wenn man diese Innerlichkeit durchlaufen hat, wenn man das Gefühl ausklingen lassen hat, kann man sich an dessen Darstellung begeben. Der Schriftsteller versucht dies über Kunst, über Konstruktion, durch Umstellung des Gefühls mit Handlungskomparsen, durch Übertragung und Spiegelung. Der Essayist versucht jedoch gerade diesen Übergang vom Seelenklang zur Vertonung zu thematisieren. Daher spielen bei ihm auch die vielen seelensuchenden Vertonungen eine Rolle, all die Romane, Gedichte, Dramen, Bilder, Sinfonien. Aber er braucht diese nicht, er kann ebenso auch direkt auf seinen eigenen Prozess, auf seine eigene Gefühls-Transponierung zurückgreifen. Diese Reflexion über die Formung der eigenen Gefühle geschieht im Kleinsten, referiert aber auf das Größte. Denn selbst in dem einen “Ich-Sagen”, in dem einen Gefühl, der einen ausgesprochenen Erfahrung spiegelt sich das ganze Ich und die Welt wider.