Viele Thesen zu Neujahr gehen ja in etwa so: “Das was du dann und dann machst, was du in den ersten drei Nächten träumst (im Durchschnitt), spiegelt das ganze Jahr wieder.” Meine erste echte Handlung im neuen Jahr war die Reparatur meiner Stereoanlage. Es ist zum einen besonders, das ich mich dazu aufgerafft habe, es gleich angepackt habe, zum anderen, dass es geklappt hat.
Da ich keinerlei technisches Wissen um Schaltkreise und ähnliches habe, habe ich sie einfach nur aufgeschraubt an zwei Drähten gewackelt, einen Widerstand zurückgebogen und mich gefreut, als das Zusammenschrauben gelang. Das tolle daran: Danach war der Fehler weg. Meine These: Allein das aufschrauben war so eine traumatische Erfahrung für die Anlage und dann mich mit meinen ungelenken Fingern darin rumkramen und rumwackeln sehen, dass sie ihr Hypochondertum aufgab.
(Man muss sich das wie bei einer Operation an einem menschlichen Hypochonder vorstellen. Der Hypochonder will ja Aufmerksamkeit, allerdings nur bedingt Lebensgefahr. Wenn also ein Typ von der Straße an ihm herumschnippeln würde und er dabei sogar wach wäre, würden alle seine Probleme auf einmal verschwinden, weil er nie wieder solche Angst um sein Leben haben will.)
Was aber bedeutet das nun für mein neues Jahr: Dass ich viele Phantomschmerzen durch Pseudoeingriffe beende? Dass ich viel zwischenmenschliches Porzellan zerstören werde?
Ach wer weiß, ich habe ja noch nicht einmal geträumt. Oder erinnere mich jedenfalls nicht daran. Der letzte Traum, an den ich mich erinnere, stammt aus dem letzten Jahr – glücklicherweise. Da habe ich geträumt, dass ich einen Nagel verschlucke. Den ganzen Morgen war ich mir unsicher, ob es nicht doch wirklich war, da ich leichte Bauchschmerzen hatte und mein Hals mir weh tat.
Vielleicht bin ich auch selbst der Hypochonder, der durch die eigene Rumpfuscherei geheilt wird. Meine Stereoanlage als Sinnbild für mich. Ein schöner Gedanke für das neue Jahr.